Die Geschichte meines Jakobsweges:
Camino Francés: (Pamplona – Santiago de Compostela): Mai 2008 --- geschrieben Oktober 2010

Via de la Plata (Sevilla – Salamanca): April/Mai 2010 --- geschrieben Dezember 2010

Via de la Plata (Salamanca – Santiago – Muxia): April/Mai 2011 --- geschrieben Mai/Juni 2011

Camino del Norte: (Hondarribia – Gurriezo): Juni 2012 --- geschrieben Juli 2012

Camino Primitivo (Oviedo - Santiago de Compostela): Mai 2014 --- geschrieben Mai bis September 2014

Camino Ingles 2017 Camino Portugues 2022

Virgen de la Barca in Muxia abgebrannt

27. Dezember 2013

Jetzt habe ich solange nichts geschrieben und nun schreibe ich inneerhalb weniger Tage schon zum zweiten Mal.
Am Heiligen Abend kam es in dem Kirche in Muxia, der Virgen de la Barca, dem zweiten Ziel am Atlantik neben Finister zu einem schweren Brand, bedingt durch einen Blitzeinschlag.
Der Dachstuhl brannte ab, der Innenraum der Kirche ist sehr schwer beschädigt.
Aufgrund der wirtschaftlichen Lage in Spanien ist es zum jetztigen Zeitpunkt noch nicht zu sagen, ob es die Möglichkeit gibt, die Kirche wieder aufzubauen.
Nun ist die Solidarität der Pilger besonders wichtig, denn nur dadurch, dass wir weiter nach Muxia pilgern, können wir zeigen wie wichtig uns dieser Ort ist. Vielleicht ist es möglich, durch Spenden unsere Unterstützung zu zeigen.





Nie werde ich meine Ankunft in Muxia im Jahr 2011 vergessen.
Ich habe mich sehr gefreut mein Ziel, Santiago de Compostela, zu erreichen. Körperlich hatte ich das Ziel meines Weges erreicht, innerlich war ich noch nicht angekommen.
In den nächsten drei Tagen machte ich mich auf den Weg zum Atlantik. Den letzten Tag liefe ich durch stärksten Regen, Nebel, Sturm und zum Schluss durch wunderschöne Sonne. Je näher ich meinem Ziel kam, desto größer wurde der blaue Streifen hinter den grauen Wolken am Himmel.












Irgendwann sah ich, bei einem Abstieg durch einen Wald, zwischen den Bäumen etwas blaues schimmern. Anfangs war ich mir noch nicht sicher, aber wenige Schritte später war ich mir sicher:
Ich bin so gut wie am Ziel, ich kann den Atlantik sehen. Es war ein berauschendes Gefühl, ich fand es in diesem Moment so schade, keinen Pilger in meiner Nähe zu haben, mit dem ich meine riesige Freude hätte teilen können. Auch wenn sich die letzten Kilometer um die Bucht schrecklich in die Länge zogen, innerlich fühlte ich mich befreit, glücklich, schwebend und ganz leicht und wusste jetzt bin ich wirklich am Ziel, sowohl physisch, wie auch psychisch. Dazu nach den vielen Kilometern am heutigen Tag durch stärksten Regen, der perfekte Empfang im plötzlich strahlenden Sonnenschein in Muxia.





Es hätte nicht besser sein können. Nachdem ich in der Herberge eingecheckt und mich frisch gemacht hatte, ging es auf die letzten Meter zum Kap. Jetzt wieder durch Sturm und Regen unter dicken graue Regenwolken. Des Meer peitschte die Gischt um uns. Aber der Regen konnte mein Glücksgefühl nicht stoppen. Fast fliegend wie ein Vogel im Wind erreichte ich mein Ziel.
Es war das würdige Ende meiner Pilgerwanderung auf der Via Plata.



Frohe Weihnachten 2013


24. Dezember 2013



Lange habe ich nichts geschrieben, aber ich möchte nicht versäumen allen meinen Lesern ein

gesegnetes, friedliches und frohes Weihnachtsfest zu wünschen.




Inzwischen ist es schon einige Wochen her da hat mich das Pilgern mal wieder eingeholt.
Die Jakobusfreunde Münster haben mich und drei weitere Leser aus der Umgebung von Münster zu einer Lesung aus „unserem Buch“ Pilgerstimmen eingeladen.

Es war ein sehr netter Abend, der auch noch sehr gut besucht war.

An dem Buch haben 23 Pilger und Pilgerinnen mitgeschrieben und Antje, Silvia, Rudolf und ich haben jeweils ein Kapitel vorgelesen. Während der Lesung der einzelnen Kapitel wurde ein Standbild an die Wand projiziert und im Anschluss an das jeweilige Kapitel haben wir Bilder der jeweiligen Etappe präsentiert. Während einer Lesepause gab es ein nettes Buffet was von den Mitgliedern der Jakobusfreunde Münster gestiftet wurde. Dabei fand ein Austausch über die erlebten Wege statt und es kamen auch Fragen von Pilgern, die sich im nächsten Jahr auf den Weg machen wollen oder mit dem Gedanken spielen auch einmal den Weg oder ein Teilstück des Weges zu laufen.

Es war ein schöner Abend und ich spüre immer wieder, dass wir Pilger irgendwie ein spezieller Menschenschlag sind. Normalerweise habe ich Schwierigkeiten mit fremden Menschen in´s Gespräch zu kommen, aber unter Pilgern habe ich diese Probleme nicht – weil uns ein sehr prägendes Erlebnis verbindet und man nicht angeschaut wird als ob man vom Mars kommt, wenn man erzählt, dass man sich auf den Weg macht oder schon gelaufen ist. Und warum läuft man so einen Weg mehrfach, wenn man doch schon einmal sein Ziel erreicht hat. 

Diese Thematik wird von vielen in der „Normalbevölkerung“ nicht verstanden,

aber unter Pilgern stellt niemand diese Vorhaben und die Schwärmerei in Frage.

Wir sind immer alle unterwegs, auf dem Weg.

Auf welchem Weg auch immer, oder wohin uns der Weg auch führt.

Allen Lesern wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für das neue Jahr 2014. 
Kommt gut hinein und macht das Beste aus eurem persönlichen Weg.

...einige Gedanken zum Weg

2. November 2013

Schon lange habe ich nichts mehr geschrieben, aber aktuell gibt es nichts Neues zum Thema Jakobsweg, kein neuer Weg ist in Planung und dennoch beschäftigt mich das Thema immer wieder.

Neulich bin ich einen eigenartigen Jakobsweg gelaufen. Ich war in einer Gruppe unterwegs, die durchweg gehandicapt war. Rollstuhlfahrer, Pilger mit Rollator, mit Gehstützen, und ich humpelnd und schlurfend dazwischen. Der Weg kam mir sehr unbekannt vor, es war so ganz anders als sonst von mir empfunden. Die Landschaft war unbekannt, die Art zu pilgern ebenfalls – aber all das ist wohl nicht wunderlich, 
denn plötzlich wurde ich wach und ich lag in meinem Bett – zu Hause. 



Das zeigt, dass ich das Thema Jakobsweg noch nicht abgeschlossen habe, auch wenn der Weg momentan nicht so laut ruft. Und wenn ich weiter darüber nachdenke weiß ich, dass vieles möglich ist, es findet sich immer ein Weg – auch wenn dieser sich dann vielleicht anders gestaltet, als man zuvor gedacht hat.

Auch wenn ich es momentan nicht schaffe, kilometerweite Wanderungen zu machen und das Laufen mit der Zeit anstrengend wird, ich schneller mal strauchele und stolpere und sehr schnell und fast immer erschöpft bin, wird es dennoch Möglichkeiten zum Pilgern geben, ich muss mich nur auf die veränderte Situation einlassen und anders planen.



Des Weiteren freue ich mich immer über Kontakt zu meinen Pilgerfreunden, zum allgemeinen Plaudern und zum Erinnern und Schwärmen. Ich freue mich immer meine Pilgerfreundin Sigrid zu treffen und uns über vergangene Wege, Planungen, Aktuelles und Allgemeines zu reden. Und auch dass ich im Frühjahr von einer Pilgerin im Kurpark von Bad Wildungen aufgrund meines Blogs erkannt wurde und die daraus resultierende Freundschaft und Gespräche machen mich froh und glücklich.Gerne hätte ich sie - wo ich zur Hochzeit meiner Schwester muss und sie zufällig fast neben an wohnt - besucht, nur ist sie "leider" in dieser Woche im Urlaub. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.



Und gerade eben war ich noch auf dem Jakobsweg, ganz wirklich und nicht nur im Traum, nur bin ich nicht gepilgert sondern mit dem Hund einer Freundin die dieses Wochenende abwesend ist, eine Runde gegangen – und da der Jakobsweg nun einmal fast direkt an meiner Tür vorbei führt und dieser Weg der direkteste und schönste Spazierweg in meiner Nähe ist, nutze ich diesen Weg sehr gerne. Auch wenn es heute regnet sind in der Stunde schöne Fotos entstanden und der Wegweiser leuchtet mir an jeder Ecke entgegen und führt direkt zur nah gelegenen Dyckburgkirche, hinter der ein Jakobus steht, und wo vor nicht allzu langer Zeit eine Stempelstelle eingerichtet wurde. 
 



Der Weg begleitet mich weiter….



12.11.2013



Am vergangenen Wochenende habe ich mal wieder erlebt wie präsent der Jakobsweg ist.

Eine Freundin aus meiner Reha in Bad Wildungen war zu Besuch und es kamen viele Fragen zum Thema Jakobsweg auf, denn dieser beschäftigt Susanne schon seit längerem.

Ein Wunsch der tief in ihr vergraben vorhanden ist, dessen Umsetzung aber nie konkret war. Genau wie mich beschäftigt sie das Thema ihrer Erkrankung und das ist die gleiche Erkrankung wie mein.

Wie geht man mit dieser immer vorhandenen Bedrohung auf den Weg, was macht die Erkrankung auf dem Weg – ist sie ruhig oder ist die große Belastung ein Trigger und ruft sie hervor, ist das alles überhaupt machbar und miteinander vereinbar?

Ich habe viel von meinem Weg erzählt, wir haben gemeinsam Bilder angeschaut und ich habe Fragen beantwortet.


Dem Vorhaben vielleicht ein kleines bisschen näher, oder etwas zuversichtlich, dass es vielleicht dennoch möglich ist, haben wir uns am Sonntag voneinander verabschiedet.

Und gestern kam eine Mail von einem mir unbekannten Menschen mit Fragen zur Via de la Plata. Über das Internet und ein Pilgerforum ist er auf mich gestoßen und gerne habe ich auch diese Fragen beantwortet.

Auch wenn mir das Pilgern momentan nicht möglich ist, ist es dennoch schön die gemachten Erfahrungen weiter zu geben und das Wissen um die Sorgen und Nöte anderer Pilger ernst zu nehmen und diese zu verringern.

Ende November steht eine Lesung aus unserem Buch „Pilgerstimmen“ bei den Jakobusfreunden in Münster auf den Plan und morgen treffen wir uns um die Veranstaltung etwas genauer zu planen. Ich freue mich darauf…. !


September 2013



…neue Wegbegleiter



Eigentlich hat dieses Thema nichts mit dem Camino zu tun, oder nur wenig.

Schon immer hatte ich den Wunsch nach einer eigenen Katze und wo ich nun nicht zum Pilgern komme habe ich mir den Wunsch erfüllt.

Eigentlich hatte ich immer im Hinterkopf einen Kater Camino zu nennen – und da ist der Zusammenhang zu diesem Thema – aber der Name passt nicht zu dem kleinen Strolch. Außerdem, welchen Namen sollte ich der dazugehörigen Katze geben? Jakobina???

Seit einer Woche lebt nun Ylvie bei mir.


Eine kleine, im Karton vor dem Tierheim, ausgesetzte Katze. Eigentlich viel zu jung zur Abgabe, da die Prägung in den ersten drei Monaten von der Mutter erfolgt, aber da sie schon von der Mutter getrennt war habe ich sie übernehmen dürfen. Im Doppelpack mit ihr eingezogen ist ein roter 1,5jähriger Kater namens Mikusch, aber die Beiden wollten nicht miteinander harmonieren. 


Mir tat es in der Seele weh, wenn ich sah, wie die Kleine von dem Großen gejagt wurde. So leid es mir tat, und da Mikusch sich in der Wohnung (obwohl zur Wohnungshaltung vermittelt) scheinbar nicht wirklich wohl fühlte, musste er wieder ausziehen. Da er in einer Pflegefamilie lebt und dort gut versorgt ist, durfte er dort hin zurück. 
Gestern ist nun Tommi, ein kleiner schwarzer Kater, und nur wenig älter als Ylvie, bei mir eingezogen. 



Noch kennen Katze und Kater sich noch keine 24 Stunden, aber sie zeigen großes Interesse aneinander, spielen miteinander, verfolgen sich und zwischendurch wird einmal leise geknurrt und dann geht es weiter.



Wie gut, dass ich ein großes Bett habe, denn so klein die Beiden sind, so gut wissen sie darüber Bescheid was gut ist!

Und so gehen wir unseren Weg nun gemeinsam.

der Weg endet nie!

September 2013

Nein, ich kann meinen Blog nicht beenden.

Von mehreren Pilgerfreunden wurde ich gebeten meinen Blog nicht zu beenden und ihr habt Recht – der Weg endet nie!

Auch wenn ich momentan nicht auf einem Jakobsweg unterwegs bin und momentan auch keine neue Pilgerreise plane, der Weg ist nicht zu Ende – der Weg begleitet mich weiter.


Am letzten Wochenende hatten wir mal wieder unser Internet-Foren-Pilgertreff in Bocholt.

Auch wenn das Wochenende unheimlich anstrengend für mich war, habe ich mich sehr gefreut dabei sein zu können.


Inzwischen haben wir uns zum 4. Mal getroffen und inzwischen kennt man sich und ich habe mich sauwohl gefühlt unter uns Pilgern.

Als wir uns das erste Mal getroffen haben, habe ich mich gefragt: Was machst du da? Du kennst diese Menschen nur aus dem Internet, niemanden kennst du persönlich (bis auf Franz – wir sind uns zufällig auf der Via Plata begegnet) und du verkürzt deinen Urlaub um zwei Tage um diese Menschen zu treffen.

Obwohl wir uns damals nicht kannten, waren wir uns alle nicht fremd.

Der Weg verbindet uns bis heute und man ist zu einer kleinen „Pilgerfamilie“ zusammengewachsen und jeder genießt das Wochenende.





Das alte Radsportheim in Bocholt könnte als kleine Pilgerherberge durchgehen. Im Dachgeschoss gibt es zwei Zimmer mit älteren Etagenbetten, die Betten hängen durch, quietschen und wackeln, Schlafsack ist mitzubringen. Im Erdgeschoss ist ein Raum in dem Luftmatratzen und Isomatten ausgebreitet werden können, außerdem ein Gemeinschaftsraum mit kleiner Küche und eine Gemeinschaftsdusche.

Es ist wie in einer kleinem Refugio, bei gutem Wetter spielt sich das Leben vor dem Haus statt.

Wir haben mal wieder soviel gelacht, erzählt, Berichte gehört, aber das wichtigste war die Pilgergemeinschaft. Jeder wird genommen wie er ist.

Nach dem Wochenende war ich einfach nur fertig und müde, aber es hat sich gelohnt diese Menschen mal wieder getroffen zu haben.

Danke, dass es euch gibt! Danke, dass ihr mir so viele aufmunternde Karten und Briefe geschrieben habt, als es mir schlecht ging. Danke, für eure gedrückten Daumen, brennenden Kerzen, Gebete und guten Wünsche!

...der Weg endet nie, der Blog schon!

„Was immer du tun kannst, oder träumst es tun zu können, fang damit an!
Mut hat Genie, Kraft und Zauber in sich.“ 
                                            (Johann Wolfgang von Goethe)


10. August 2013

So langsam wird es Zeit, dass ich meinen Blog beende.
Ich glaube nicht wirklich, dass ich es noch einmal schaffe weite, lange Strecken auf einem Jakobsweg zu laufen.

Ich dachte, durch die Reha werde ich wieder richtig fit und dann geht es aktiv weiter, aber momentan sieht es nicht danach aus.

Die Multiple Sklerose ist nicht einfach mehr nur eine Diagnose am Rand, sie hat sich mit Gewalt in mein Leben gedrängt und gesundheitlich geht es mir momentan nicht gut.

Bevor ich auf meine Wege startete wurde ich häufig gefragt:

„Warum? Warum ausgerechnet jetzt“?

Ich wusste selbst keine Antwort auf diese Fragen, nur, dass mich der Weg ganz laut ruft.

Heute kenne ich die Antwort: „Wenn nicht jetzt, wann dann? Wer weiß, ob es später noch möglich ist, ob ich es dann noch tue oder schaffe“.

Es war gut auf die innere Stimme zu hören. Ich bin froh und dankbar um jeden Schritt den ich auf dem Weg zurückgelegt habe und um all die Begegnungen und Erfahrungen,

die viele positive Energie.

Die über 2000 gelaufenen Kilometer auf dem Camino Francés, der  Via de la Plata und dem Camino del Norte kann mir niemand nehmen. Sie bereichern nach wie vor mein Leben und jeder Schritt war es wert gewesen gegangen zu werden.




Ich hoffe mit meinen Beiträgen das Pilgerleben aktiv zu halten, Interessierten mit Informationen helfen zu können, erfahrenen Pilgern die Träume zu erhalten und allen anderen mit meinen Beiträgen einfach Freude gemacht zu haben.

Pläne und Träume habe ich weiterhin, aber wenn es lauftechnisch nicht mehr so werden sollte, wie ich es mir wünsche und erhoffe, dann werde ich mich um die Pilger kümmern, die in nicht einmal 500 Metern Entfernung an meiner Wohnung vorbeikommen.

Wenn ich nicht zum Camino komme, dann muss der Camino zu mir kommen.

Irgendwie geht es immer weiter und ich denke, dass nicht nur ich auf meinen Wegen die Erfahrungen gemacht habe: Irgendwie geht es immer weiter, nicht jeder Weg war bequem und leicht zu laufen, und dennoch haben sich tolle Ausblicke, Perspektiven, Begegnungen, Erfahrungen und ganz neue, unbekannte Wege ergeben.

Von einem solchen Umweg habe ich auch auf der Via de la Plata berichtet. Auf dem Weg nach Fuente de Cantos bin ich mindestens 7km Umweg unter brütender Sonne gelaufen, bin beim Balancieren über die Steine im Fluss richtig baden gegangen, musste vor einer Schweineherde reiß aus nehmen, war körperlich absolut fertig und ausgelaugt, aber es war für mich eine der schönsten Etappen auf dem weiten Weg nach Santiago.

Diese Strecke, und auch allen anderen,  werde ich niemals vergessen, der Weg ist in mir.


Da mein Blog inzwischen doch über etliche Jahre geführt wurde und inzwischen 138 Beiträge zählt als kurze Orientierung:
Die einzelnen Etappen des Camino Francés findet man in den Beiträgen von Oktober 2010
die der Via de la Plata (Sevilla - Salamanca)  unter Dezember 2010, die zweite Hälfte der Via de la Plata (Salamanca - Santiago de Compostela und Muxia)  habe ich im Mai und Juni 2011 schriftlich festgehalten.
Die relativ kurze Reise auf dem Camino del Norte habe ich im Juli 2012 in´s Netz gestellt.
Alle anderen Beiträge enthalten allgemeine Gedanken zum Weg, zur Vor- und Nachbereitung oder andere Berichte im Zusammenhang mit dem Weg und zum Pilgern.


Juni 2013, Zusammenfassung meiner Wege



1. Juni 2013

Nun haben wir schon den Monat Juni. Der Wonnemonat Mai ist durch seine Kälte und den vielen Regen in die Geschichte eingegangen. So kalt und nass war es seit mindestens 40 Jahren in dieser Jahreszeit nicht.

Wie ist das Wetter in Spanien? Diese Frage stelle ich mir des Öfteren.

Wenn alles so gelaufen wäre, wie ich es erhofft hätte, wäre ich heute mit dem Flieger von Düsseldorf nach Madrid geflogen um meinen Camino in Leon anzutreten.

Ich habe gewusst, dass mein Plan etwas unrealistisch ist, aber dennoch habe ich gehofft, dass mein Plan in die Tat umzusetzen ist. 



Es ist anders gekommen – denn zur Zeit befinde ich mich in der Reha um gesundheitlich wieder etwas stabiler zu werden. Und vielleicht komme ich dadurch wieder so weit, dass ich mich zu einem anderen Zeitpunkt auf den Weg machen kann. Wenn ich ganz optimistisch bin könnte ich auf den Gedanken kommen mich im Herbst auf den Weg zu machen, denn ich habe in diesem Jahr noch keinen einzigen Urlaubstag nehmen können, denn die Gesundheit hat mir immer einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Und obwohl ich fernab eines Jakobsweges bin ist der Weg doch immer präsent.

Von der Rehaklinik werden am Wochenende geführte Wanderungen durch die nähere Umgebung angeboten. Da ich immer meinen kleinen gelben Pfeil und eine Jakobsmuschel am Rucksack hängen habe, bin ich auf dieser Wanderung auf diese Zeichen und das Thema Jakobsweg angesprochen worden. Es hat sich ein angeregtes Gespräch über dieses Thema ergeben. Eine Mitpatientin hat sich schon des Öfteren mit dem Gedanken beschäftigt sich einmal auf den Weg zu machen – und ich freue mich immer von diesem Thema, dass mir nach wie vor sehr am Herzen liegt, zu berichten. 


Vielleicht kann ich mit meinen Berichten Menschen dazu bewegen, sich irgendwann auf den Weg zu machen und ihnen Mut machen, dass dieser Weg von jedem gelaufen werden kann und dass man sich auch als Frau alleine ohne Angst auf den Weg machen kann.

Nachdem wir nach der Wanderung wieder in der Rehaklinik waren, habe ich meiner Mitpatientin unser Buch geschenkt. Vielleicht hilft es zusätzlich Fragen zu beantworten zu zeigen, dass ganz normale Menschen mit verschiedenen Konstitutionen den Weg „schaffen“ können und das sich jeder Schritt lohnt gelaufen zu werden.
 

P.S. ...und der Frühling kommt doch noch! 

5. Juni 2013

Die Welt ist so klein, oder das Internet macht durchsichtig.

Heute Morgen war ich nach meinen Anwendungen im Kurpark spazieren. Die Sonne schien nach tagelangem Regenfall wunderschön warm vom Himmel und ich genoss die Natur und die Ruhe.

Am Ententeich sind vor wenigen Tagen vier wunderhübsche, flauschige Schwäne geschlüpft, und in Begleitung der fürsorglichen Eltern schwamm die Familie über den See. 




Während ich fasziniert und beobachtend am Teich stehe werde ich von einer fremden Frau angesprochen. Sie fragte mich, ob es sein könnte, dass ich Anne heiße. Erstaunt habe ich geantwortet, dass ich so heiße, aber nicht wüsste, woher sie mich kennen kann.

Die Antwort war: wir sind uns im Pilgerforum begegnet, du hast mir schon einmal Informationen zum Fotoapparat zukommen lassen und ich lese deinen Internetblog. Im Forum hast du zu deinem Namen ein Foto von dir veröffentlicht.“




Ich war echt überrascht, aber erfreut. Wir haben uns kurz darüber ausgetauscht, wie es uns auf unseren Wegen ergangen ist, und wie es dazu kommen kann, dass wir uns in einem Kurpark begegnen.

Auch wenn ich nicht auf dem Weg unterwegs bin, begleitet er mich dennoch.




Mai 2013

Mai 2013

Heute war ein sehr schöner Tag. Nicht ich bin gepilgert, aber ich bin bei einer ausgiebigen Fahrradtour entlang des Dortmund-Ems-Kanals 5 Pilgern begegnet die auf dem Weg von Ladbergen nach Münster waren. Zwei Gruppen mit jeweils 2 Pilgern und eine alleine wandernde Pilgerin mit der ich mich angeregt übe das Pilgern in Deutschland unterhalten habe.
Ich habe mich sehr über diese unerwartete Begegnung gefreut. Auch wenn ich hier in Münster-Sudmühle fast direkt neben dem ausgeschilderten Jakobsweg wohne (auch meine vorherige Wohnung lag fast direkt zum Jakobsweg) trifft man doch sehr selten auf Pilger. Es sind nur wenige unterwegs und dann muss man das Glück haben auf diese zu treffen.


Die alleine wandernde Pilgerin aus Flensburg hatte keine Jakobsmuschel dabei, und ich habe einen Moment gezaudert sie anzusprechen, aber an ihrem dicken, hölzernen Wanderstab war sie eindeutig zu erkennen. Sie erzählte, dass es schwer sei auf dem Weg an eine Muschel zu kommen und das hat mich auf die Idee gebracht, einige meiner Jakobsmuscheln an einen etwas einsamer gelegenen Wegweiser zu hängen. Ich habe sie vorhin angebohrt und mit Bindfaden versehen und mal sehen, wie lange sie an der von mir vorhergesehen Stelle hängen bleiben. Laut Aussage der Pilgerin wurden gestern in Ladbergen 23 Pilgerausweise abgestempelt. Ich kann es mir kaum vorstellen, denn die Pilgerin berichtete sie haben von Flensburg bis Osnabrück keinen einzigen Pilger getroffen und nun gleich so viele?! Der Gedanke daran, dass das Pilgerwesen hier aktiver wird erfreut mich sehr, vorstellen kann ich es mir nicht wirklich, aber sicherlich hat auch das Himmelfahrtswochenende mit dem Brückentag am Freitag viele dazu bewegt, das lange freie Wochenende zu nutzen.


Bei mir ist es nun endgültig so, dass es diesen Sommer nichts mit einer Pilgerreise nach Spanien wird. Meine Reha ist genehmigt und so geht es in Kürze Richtung Süden in der Hoffnung, dass mich das Ganze vorwärts bringt und ich dort meinen Weg Richtung bessere Gesundheit einschlagen kann.
Aber gerade das Wissen, dass es dieses Jahr nichts mit einer Pilgerreise wird lässt den Gedanken mich hier mal ein Wochenende auf den Weg zu machen noch reizvoller erscheinen.
Irgendwie, irgendwo und irgendwann werde ich wieder unterwegs sein und sei es nur auf dem Weg vor der heimatlichen Haustür.




April 2013

 …und der Frühling kommt doch noch!

Gestern war der erste schöne Frühlingstag seit langem. Morgens um 6 Uhr, als ich mit dem Rad zum Dienst fuhr, ganz viel Nebel und danach klarte es immer weiter auf. Letztendlich hatten wir einen noch kühlen, aber schon viel wärmeren Sonnentag. Der erste schöne Tag seit langem.
Nicht nur das Wetter, auch die Vorbereitung eines Vortrages über den Jakobsweg und das Gespräch mit Silvia, einer Münsteraner Pilgerin, führten dazu, dass ich mich unendlich nach dem Weg gesehnt und mich auf ihn gefreut habe.
Samstag bekam ich unerwartet einen Anruf von einer Pilgerin aus dem Jakobusforum ob ich bei einer Lesung aus unserem Buch ganz in unserer Nähe teilnehmen könnte.
Rudolf, kenne ich ebenfalls von einem Pilgervortrag und habe ihn spontan mal im Wald bei einem Testgang getroffen, möchte in seiner Heimatstadt Greven einen Vortrag über den Jakobsweg, mit einer Lesung aus „unserem“ Buch koppeln.
Und so werden wir drei verschiedene Abschnitte aus unserem Buch vorlesen und die Zuhörer an unseren Erlebnissen teilnehmen lassen.
Mit Silvia und ihrem Mann Guido haben wir uns noch eine Weile über unsere Wege ausgetauscht, dabei einige Bilder angesehen und von unserem Erlebten geträumt.
Es war einfach schön und dabei kam immer mehr in mir hoch: Du musst dich wieder auf den Weg machen.
Und das werde ich tun. Ich werde den Weg meinen körperlichen Möglichkeiten anpassen, ich werde mir kleine schnuckelige Alberguen suchen und ich werde hoffentlich den Weg genießen können.
Ich freue mich auf das was kommt.
Und ich denke, ich sollte langsam meine Vorbereitungen starten. Dass heißt:
einen aktuellen Reiseführer, den Schmittke  (das bekannte Paderborner Unterkunftsverzeichnis) und eine Credencial bestellen.
Es juckt mich in den Füßen…

17. April 2013


So, nun ist es definitiv. Für diesen Sommer hat es sich ausgepilgert.
Montag habe ich den Reha-Antrag bei meinem Doktor abgegeben und er meinte, dass es möglich wäre, dass es in ca. einem Monat Richtung Reha geht. Die Genehmigung dürfte kein Problem sein und dann stellen sich nur die Fragen: Welche Klinik und wann geht es los?
Auf meiner Wunschliste stehen zwei Kliniken, die Reha-Klinik Schmieder in Konstanz, direkt am Bodensee oder der Quellenhof in Bad Wildbach – zwei bekannte MS-Kliniken.
Ich würde mich freuen, wenn es die Schmieder-Klinik wird. Erstens ist sie bekannt für MS-Erkrankungen, verfügt nur über 1-Bett-Zimmer und sie liegt in bester Lage am Bodensee. Da es  - egal wann es nun genau losgeht – dann Sommer oder später Frühling sein wird, wäre das ein schönes Ziel. Direkter Blick und Zugang zu und auf den Bodensee, gute Klinik und Badestrand gar nicht weit entfernt, aber der Nord-Schwarzwald wäre auch okay.
Mal sehen, worauf es raus läuft.
Und dann machen die mich hoffentlich wieder so fit, dass einer weiteren Pilgerreise nichts entgegenspricht.




Und übrigens: Heute habe ich den Beweis erbracht: der Frühling kommt doch noch! Seit einigen Tagen sprießt alles und von jetzt auf gleich blühen die Büsche und die ersten grünen Blätter kommen. Auch die Tiere erfreuen sich am Frühling und lassen sich wieder blicken!




Direkt neben dem Jakobsweg vor meiner Haustür, zwei Rehe beim äsen und sogar Hund Paul war brav und hat die Tiere nur groß angesehen, dabei bellt er sonst alles und jedem hinterher oder zieht in die Richtung woher der gute Duft kommt. Aber heut: Nichts! Ich habe mich sehr über diese Begegnung am Wegesrand gefreut.



14. April 2013
Ich glaube, es wird langsam Zeit, dass ich mir eingestehe, dass der Camino momentan außerhalb meiner Reichweite liegt.
Wenn ich mir gegenüber ehrlich bin, wenn ich die Situation realistisch einschätze, dann weiß ich, dass ich das nicht schaffen kann.
Immer wenn ich einen guten Tag habe, wenn ich mal wieder mit meinen Pilgerfreunden gequatscht habe, dann denke ich: Klar, im Juni bist du auf dem Camino!
Und wenn ich mir anschaue, an wie vielen Tagen ich mir sage: Mein Wohlbefinden könnte besser sein – dann sind diese Tage momentan in der Überzahl.
Ich möchte so gerne, aber ich kann nicht.
Das Fatigue-Syndrom, typisch für Multiple Sklerose, hat mich fest im Griff und momentan bin ich mal wieder krank geschrieben. Ich fühle mich wie durch den Fleischwolf gedreht, total ausgelaugt, schlapp und fertig – irgendwie geht nichts, absolut gar nichts.
Morgens werde ich total zerschlagen wach, brauche ewig zum Wachwerden, dann geht es in die Dusche und dann denke ich: Ich kann nicht mehr!
Aber ich kann ja nicht den ganzen Tag schlafen! Kann ich auch nicht, aber es ist ein Gefühl als ob ich es könnte. Die letzten Wochen haben überwiegend nur aus schlafen und arbeiten bestanden, viel mehr habe ich nicht geschafft. Das Ganze drückt echt auf die Stimmung, dazu das wackelig-talkelige Gefühl beim Laufen, das mich auf unebenem Untergrund zum Schwanken bringt.
Wie soll man all das mit einer Pilger-Wanderreise unter einen Hut bringen?
Gut, eine Pilgerreise darf einem körperlich schon etwas abverlangen, aber so ist das Ganze von Beginn an zum Scheitern verurteilt.
Mit meinem Neurologen habe ich besprochen, einen Rehabilitationsantrag zu stellen. Ich hoffe, die Reha wird genehmigt, findet „relativ zeitnah“ statt und bringt mich gesundheitlich ein Stück voran.
So wie es jetzt ist, kann und darf es nicht bleiben.
Im Juni kommt endlich ein neues MS-Medikament auf den Markt und ich hoffe, dass ich dann dieses Medikament gut vertrage, denn meine Spritzentherapie musste ich letzte Woche, nachdem ich mit absoluter Unverträglichkeit reagiert habe, absetzten. – Es wäre also doch wieder mehr Platz im Rucksack.

Ich hoffe weiter!

Der Frühling kommt und eigentlich sollte man seine Freizeit draußen anstatt in der Wohnung verbringen – wenn es geht auch noch wach.