Die Geschichte meines Jakobsweges:
Camino Francés: (Pamplona – Santiago de Compostela): Mai 2008 --- geschrieben Oktober 2010

Via de la Plata (Sevilla – Salamanca): April/Mai 2010 --- geschrieben Dezember 2010

Via de la Plata (Salamanca – Santiago – Muxia): April/Mai 2011 --- geschrieben Mai/Juni 2011

Camino del Norte: (Hondarribia – Gurriezo): Juni 2012 --- geschrieben Juli 2012

Camino Primitivo (Oviedo - Santiago de Compostela): Mai 2014 --- geschrieben Mai bis September 2014

Camino Ingles 2017 Camino Portugues 2022

März 2013

März 2013

Momentan kann ich mir nicht vorstellen, dass ich irgendwann mal wieder auf dem Jakobsweg unterwegs sein werde. Ich traue es mir gesundheitlich einfach nicht zu, das Laufen fühlt sich anstrengender an als früher und ich bin einfach nur erschöpft und müde. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, aber momentan liegt der Weg außerhalb meiner Vorstellungskraft.
Gerne würde ich der Via de la Plata noch mal einen Besuch abstatten, besonders die ersten 500 Kilometer haben mich sehr fasziniert – und vielleicht geht es doch irgendwann noch einmal. Die Via ist flach, die Wege breit und eben. Mal sehen was kommt.
Diejenigen die meinen Blog verfolgen und regelmäßig gelesen haben, können meine innere Zerrissenheit vielleicht herauslesen. Ursprünglich hatte ich mir für dieses Jahr den Camino Primitivo vorgenommen, dann alternativ ein Stück auf dem Camino Francés und nun zieht es mich gedanklich auf die Via Plata zurück. Die Via Plata war einfach „mein Weg“.
Da ich hier in letzter Zeit nur selten im Blog meine Gedanken niedergeschrieben habe, und ich nicht wirklich weiß, wann, wo und wie ich wieder an´s Pilgern komme mache ich mir Gedanken den Blog zu beenden oder eventuell ein Resümee, eine Zusammenfassung - Kurzfassung – aller gelaufenen Wege zu schreiben. Dieser Bericht kann dann immer aktuell, als letzter oder vorletzter Blogbericht für Neuleser bestehen bleiben. Diesen würde damit der Einstieg in den Blog erleichtert, inzwischen muss man doch lange blättern und suchen, bis man die gewünschten Etappenberichte findet.
Eine Zusammenfassung meiner Erlebnisse auf der Via Plata existiert bereits, wenn auch nicht auf dieser Seite. Für unser Forumsbuch über den Jakobsweg habe ich mich bereit erklärt ein Kapitel über die Via zu schreiben. Leider wurde dieser Artikel, genauso wie die Beschreibung anderer Nebenrouten, nicht mehr in das Buch aufgenommen, da doch sehr, sehr viele Kapitel zusammengekommen sind. Mal sehen, vielleicht schreiben wir ja gemeinschaftlich noch eine Fortsetzung zu unserem ersten Band – und dann wären die Nebenstrecken auf jeden Fall dabei. Ob es zu einem zweiten Band kommt steht in den Sternen, aber wir haben schon mal in die Richtung gedacht und gesponnen. Heute geht erstmal Band 1 in Druck und ich freue mich, wenn ich unsere Gemeinschaftsarbeit in den Händen halte.

 
 
 
10. März 2013
Nein, ich werde meinen Blog nicht beenden, auch wenn ich gestern noch etwas anderes geschrieben habe.
Danke für eure Zuschriften mit der Bitte weiter von meinen Gedanken zum Weg und auf dem Weg zu schreiben.
Und dennoch möchte ich diesen "Kurzbericht" von meinen drei Wegen an dieser Stelle stehen lassen, eine kurze Übersicht darüber, wie es mir auf den Wegen ergangen ist und was diese Wege für mich zu den Wegen machten was sie heute für mich sind.
Ich weiß, ich bin und bleibe eine Pilgerin, wen der Weg einmal in seinen Bann gezogen hat, lässt der Weg nicht mehr los und ich möchte auch nicht losgelassen werden, auch wenn ich momentan noch nicht weiß, wann ich wieder unterwegs sein werde, im Herzen bin ich es immer.

 
Nein, mein Pilgerweg ist nicht zu Ende, denn die Gedanken an einen weiteren Weg lassen mich nicht los. Auch wenn es wahrscheinlich wieder der Camino Francés werden wird, den ich schon gepilgert bin, möchte ich mich wieder auf den Weg begeben. So viele Zweifel wie ich habe, keimt aber auch regelmäßig in mir die Hoffnung auf, dass ich noch einmal pilgern werde - und wenn es ein mir schon bekannter Pilgerweg sein wird. Die Zeit auf dem Camino Francés war wunderbar und nie hätte ich im Vorfeld gedacht, dass ein zweiter Weg – bei mir die Via de la Plata - ebenso berauschend werden könnte wie die Erlebnisse meiner ersten Pilgerreise.
Ich denke, der Camino Francés ist für alle geeignet, egal ob gesundheitliche Einschränkungen oder nicht. Die Infrastruktur ist so gut, dass alle Etappenlängen möglich sind, dass man die Tagesdistanz dem aktuellen körperlichen Zustand anpassen kann und dass man jederzeit spontan entscheiden kann: bis hierhin und heute keinen Schritt weiter – oder: ich bin gut zurecht, ich laufe noch zum nächsten Ort.
Letzte Woche war ich so voller Zweifel, ich fühlte mich wackelig und talkelig auf den Beinen, hatte mal wieder spontan eine Unterbauch-OP und nun habe ich vorhin spontan einen Flug gebucht der mich nach Spanien bringen wird. Am 1.6. 2013 werde ich morgens, so Gott will, von Düsseldorf nach Madrid fliegen und von dort mit Bus oder Bahn weiter nach Leon fahren. Ich weiß, hinter Leon gibt es erst einmal noch viel Straßenbeton zu bewältigen, aber dann wird die Natur wieder wunderschön. Die Etappe von Rabanal nach Molinaseca, vorbei am Cruz de Ferro, durch die Leoneser Berge hat mich 2008 bei bestem Wetter fasziniert.
Der Flug ist gebucht und alles andere wird sich ergeben. Es kommt wie es kommt. Vielleicht hilft es mir ja, ein Ziel vor Augen habend, dass ich körperlich wieder fitter werde, werden muss. Es wäre schön, wenn mein Gewicht, dass durch die vielen Medikamente und die körperlichen Einschränkungen hoch gegangen ist, sich wieder reduziert. Es wäre schön, wenn ich die vor mir liegenden Kilometer dieses Jahr bewältigen würde, wenn der Weg mir nicht zu viele Hürden in den Weg räumt. Wenn ich daran denke, wie viel Platz die ganzen Spritzen und Spritzutensilien einnehmen, Kühltasche, Eiselemente, sonstige Medis – da ist der Rucksack ja schon fast voll, bevor ich ihn überhaupt gepackt habe. Mal sehen, aber irgendwie bekomme ich schon alles mit.



18. März 2013
 
Der Winter will und will dieses Jahr kein Ende nehmen, aber heute scheint endlich mal wieder die Sonne vom blauen Himmel und auch schon am Morgen sind es einige Grade über dem Gefrierpunkt. Und auch wenn das Wetter immer wieder mal winterlich und kalt ist, wenn man auf den Vogelgesang hört, kann der Frühling nicht mehr weit sein. Auch erste Kiebitze habe ich schon über den Münsterländer Feldern fliegen sehen.
Am Freitag habe ich mich mal wieder mit meiner Pilgerfreundin Sigrid getroffen und wir haben einen schönen Spaziergang entlang der Ems, bei kühlem, aber sonnigem Wetter unternommen. Ich habe diesen ausgiebigen Spaziergang genossen, aber er zeigt mir auch: Ich muss dringend an meinen freien Wochenenden wieder Wanderungen in die erwachende Natur unternehmen. Meine kleine 7jährige Nichte hat auch schon gefragt wann wir wieder wandern gehen. Außer dass sie Spaß an der Waldwanderung hatte, alles genau bestaunt, betrachtet und jeden auf dem Boden liegenden Baumstamm zum Balancieren genutzt hat, war das kleine Eis am Ende ein Höhepunkt.
Auch wenn ich es mir momentan nicht zu 100% zu traue eine Fernwanderung, Pilgerreise zu machen, schiele ich doch ab und zu wieder zu meinem Rucksack. Die Tage gab es bei einem Discounter Gummipuffer für Walking/Trekkingstöcke erstanden, da ich diese auf dem Camino del Norte verloren habe (den ersten schon bei der Anreise, der zweite muss irgendwo im Baskenland zwischen Irun und San Sebastian liegen).
Mitte letzter Woche ist dann auch unser mit Spannung erwartetes Gemeinschaftswerk, unser Buch: Erlebtes und Gefühltes auf dem Jakobsweg – Pilger berichten auf den Markt gekommen und wir Autoren haben unser Exemplar zugeschickt bekommen.
Es ist schon schön, so ein Werk, das aus einer Bierlaune heraus entstanden ist, in der Hand zu halten. Sicher gibt es sehr viel Pilgerliteratur und an einen Hape Kerkeling kommt man nicht, und wollen wir auch nicht herankommen. Aber das Gefühl etwas gemeinschaftlich geschafft zu haben, verbindet – wie der Camino. Seit heute morgen habe ich die 350 Seiten des Buches durch: und ja, es ist sehr lesenswert. Viele verschiedene Schreibstile, Gedanken, Gefühle, Anekdoten: Pilgerstimmen.
Irgendwie freue ich mich, dass ein Weg wieder in greifbare Nähe rückt, auch wenn es nicht leicht werden wird und wie es kommt, wird es richtig und gut sein, aber ein Ziel braucht man.


 Anne


29. März 2013

Der Winter will und will dieses Jahr nicht enden. Laut aktuellem Zeitungsbericht handelt es sich um den kältesten März seit 100 Jahren. Sogar in Wladiwostock war es letzte Woche 5 Grad wärmer als in Münster.
Wie soll man sich bei diesem Wetter zum ausgiebigen Wandern aufraffen? Ständig ist es kalt und nass und wenn es mal trocken ist, vielleicht auch die Sonne scheint, dann pfeift ein eisig kalter Wind um die Ohren. Schon öfter hat die Sonne mich gelockt meinen Balkon für den Frühling vorzubereiten, aber die kurzen sonnigen Phasen dauern nur wenige Stunden an, dann ist das Wetter wieder wie zuvor. Mal sehen was der April bringt.
Neulich habe ich mich mit einer Pilgerfreundin getroffen und wir haben uns auch auf  eine Emsauenrunde begeben, aber wirklich genießen konnte man bei dem Wetter noch nicht.
Ich freue mich so auf der erste frische grün der Bäume und Sträucher am Wegesrand.


Heute ist Karfreitag, in zwei Tagen Ostern und da beginnt in Spanien die Pilgersaison. Wahrscheinlich ist das Wetter in Spanien besser und wärmer als hier, aber irgendwann muss der Frühling auch hier Einzug halten. Kalendarisch ist er längst da und die Sommerzeit wird auch an diesem Wochenende eingeläutet – da soll der Frühling doch auch hoffentlich bald beginnen ohne dass es gleich wieder Temperaturanstiege von über 20 Grad gibt.

Selbst Kinder haben bei diesem Wetter keinen Spaß daran sich draußen aufzuhalten.
Gestern waren meine drei Nichten und Neffen mal wieder bei mir zu einem „Tante-Anne-Spezial-Tag“ und wir haben das Osterfest vorbereitet. Gefühlt haben wir Eier für das ganze Münsterland gekocht und gefärbt, anschließend wurden Osterhasen und Osterlämmer gebacken, bis die Zutaten meiner Küche sich erschöpften. So überdreht und bestgelaunt wie die Süßen waren brauchten sie dringenst etwas frische Luft und Bewegung. Gegen das Gezeter half nur: 10 Schokoladen-Ostereier einpacken und beim Spaziergang verstecken und gleichzeitig suchen – dabei befinden wir uns noch in der Karwoche (und haben es tatsächlich geschafft alle Ostereier ungegessen wieder mitzubringen). Aber dabei kam großer Spaß auf und der Waldspaziergang hätte noch ewig dauern können, wäre da nicht die Kälte gewesen und das Wissen, Großeltern und Mutter stehen gleich für ein gemeinsames Abendessen vor der Haustür und niemand ist da.
Auf unserem Spaziergang sind wir mal wieder auf den Jakobsweg gestoßen und auch wenn ich es nicht erwähnt habe, inzwischen wissen auch meine Nichten und Neffen was dieses Zeichen zu bedeuteten hat. Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass sie sich eines Tages auf den Weg machen, so ist es doch ein Gedanke der mir häufig durch den Kopf geht. Wie schön wäre es, wenn sie einmal – wenn sie alt genug sind – mich auf einem Teilstück oder dem Weg begleiten würden oder der Same den ich gestreut habe in ihnen wächst und sie irgendwann von alleine den Wunsch verspüren, sich auf den Weg zu machen.
Es bleibt nur abzuwarten, was die Zukunft bringt.

Anne