Manchmal denke ich: „Es ist verrückt sich wieder auf den Weg
zu machen“, an anderen Tagen denke ich: „Warum
denn nicht?“
Momentan fühle ich mich, abgesehen von den morgendlichen
Magenschmerzen und der Übelkeit – und nein ich bin nicht schwanger, es liegt an
den Medikamenten – wirklich gut.
Morgens wenn ich in der Dämmerung zum Dienst radele kommen
mir Gedanken an meine Caminos hoch. Die fast 7 Kilometer zum Dienst führen mich
über einen Radweg der durch den Wald führt und auch an einigen Feldern vorbei.
Wenn ich den Hahn krähen und die Schafe blöken höre, dazu
ein wunderschöner Sonnenaufgang und die Bäume rauschen im Wind über mir, muss
ich an viele meiner Wanderungen in der Morgendämmerung denken und es kommt eine
große Freude auf schon relativ bald wieder auf dem Weg zu sein. Die frühen
Stunden am Morgen waren und sind für mich nach wie vor die schönsten Momente in
der Natur, auch wenn ich es daheim zu schätzen weiß auch mal bis 7.30 Uhr im
Bett liegen bleiben zu können.
Für die vielen schönen Sonnenaufgänge, die Stimmungen und
Geräusche in der Natur kann ich mich immer wieder begeistern und das frühe
Aufstehen lohnt sich auf jeden Fall.
Mal schauen, wie morgen das Wetter ist. Falls es nicht mehr
so stark stürmt und regnet wie momentan würde ich mich gerne wieder in unseren
heimatlichen Wald begeben und eine schöne Runde laufen.
Normalerweise bestücke ich meine Berichte immer gerne mit
aktuellen Fotos aus der Natur in meiner näheren Umgebung, aber aktuell gibt es
keine. Draußen ist alles grau in grau, da lohnt es sich kaum die Kamera
mitzunehmen oder an einigen Tagen ist das Wetter so ekelig, dass man gar nicht
rausgehen mag.
Ich freue mich auf den Frühling und aus Mangel an Fotos gibt
es heute mal einige Bilder von meinen Mitbewohnern.
Wenn ich im Mai auf den Camino starte müssen meine beiden
Mitbewohner das erste Mal ohne mich zurückbleiben – hoffentlich nehmen sie es
mir nicht übel und bei dem Gedanken daran, sie für drei Wochen abzugeben, habe
ich jetzt schon Sehnsucht und freue mich auf meine Heimkehr. Aber da müssen Tom
und Ylvie, und auch ich, durch. Sie bekommen sonst das volle Aufmerksamkeits-
und Kuschelprogramm und ich bekomme so viel von ihnen, aber für die drei Wochen
im Mai müssen wir uns arrangieren – so schwer es mir auch fallen wird!
13. Februar 2014
Eigentlich gibt es nichts Neues zum Thema Jakobsweg zu
berichten. Mein Plan steht, zwischendurch schaue ich in den Reiseführer,
stöbere durch das Internet und schaue in Berichte und Fotos vom Camino
Primitivo.
In Kürze startet eine junge Pilgerbekannte auf den Weg
Richtung Santiago. Das Besondere ist, direkt nach dem 20. Geburtstag geht es
auf den Weg und dieser beginnt bei Rebekka direkt vor der Haustür in Münster
und führt sie mehrere Monate lang Richtung Spanien.
Ich drück ihr für ihr tolles Vorhaben die Daumen, fiebere
mit ihr und werde ihren Weg verfolgen.
Liebe Rebekka, dir alles Gute für den weiten vor dir
liegenden Weg und gerne erfülle ich den Wunsch nach einer selbst gestalteten
Seite für dich.
Wir sehen uns bei deinem Segnungs-Gottesdienst und deiner
Geburtstagsparty.
Buen Camino!!!
15. Februar 2014
Heute war mal wieder so ein Tag, an dem ich mich frage: „Wie
soll das mit dem Vorhaben Jakobsweg funktionieren?“
Ich bin wieder so müde und erschöpft, die Fatigue ist stark
ausgeprägt, das Ruhebedürfnis riesengroß und heute haben meine Beine, besonders
die Knie, geschlackert ohne Ende.
Eine Freundin aus der ersten Reha in Bad Wildungen war zu
Besuch und wir sind – wie in Rehazeiten – gemeinsam im Schwimmbad gewesen und
sind eine schöne Runde durch den Boniburg-Wald spaziert. Die Wege waren durch
den Regen der letzten Tage aufgeweicht und matschig, aber halt nur matschig und
sonst okay. Keine Steigungen, kein Gefälle, einige Wurzeln und Steinchen und
ich bin gestrauchelt und musste mich ausbalancieren als ob ich im Hochgebirge wäre,
dabei sind wir im flachen Münsterland. Das linke Knie ist immer wieder
weggesackt, der linke Arm fuchtelt und balanciert in der Luft – und da möchte
ich mich auf einen Bergweg machen, dazu noch alleine?
Tage wie heute lassen mich stark an meinem Vorhaben und an
dessen Durchführbarkeit zweifeln und dann gibt es wieder Tage an dem klappt das
Laufen wirklich gut und man sieht – wenn man es nicht weiß, kaum, dass bei mir
etwas nicht stimmt.
Und dennoch: Sofern keine gesundheitlichen Katastrophen oder
sonstige Meteoriteneinschläge auf mich einprasseln, werde ich mich auf den Weg
machen.
Ich möchte es wenigstens probiert haben.
16. Februar 2014
Vor drei Wochen hat es lauftechnisch „besser“ geklappt, aber das Laufen war kein wirkliches Problem. Um das Gleichgewicht auszubalancieren schlenkert der linke Arm unheimlich, aber ich habe das Laufen in der Sonne genossen.
16. Februar 2014
Ein sehr schönes Wochenende ist vorbei. Gestern der Besuch
von meiner Reha-Freundin Susanne und heute ein kurzer Besuch bei den Eltern und
danach habe ich mich bei herrlichem Sonnenschein zu einer kleinen Wanderung
aufgemacht.
Vor drei Wochen hat es lauftechnisch „besser“ geklappt, aber das Laufen war kein wirkliches Problem. Um das Gleichgewicht auszubalancieren schlenkert der linke Arm unheimlich, aber ich habe das Laufen in der Sonne genossen.
Was der Weg mir heute mal wieder gezeigt hat: Meine
Kondition ist arg schlecht. Ich habe die Runde extra so gewählt, dass etliche
Aufstiege dabei waren. Zu Beginn der Runde ging es von Brochterbeck Richtung
Tecklenburg ein Stück bergauf. Dieser Anstieg war konditionstechnisch kein
Problem, aber meine linke Achillessehne hat sich stark bemerkbar gemacht. Ich
habe die Schuhbänder im Bereich des Schuhschaftes gelöst und ohne die beiden oberen Ösen geschnürt. So war
die Achillessehen bald wieder schmerzfrei, aber ohne die obere Schnürung gibt
der Schuh im Falle eines Umknickens keinen sicheren Halt.
Mein linker Fuß wurde nach einiger Zeit mal wieder taub.
Wegen diesem Problem, das auch ohne Wanderschuhe sowohl in Ruhe als auch unter
Belastung aufgetreten ist, bin ich gerade erst beim Neurologen behandelt
worden. In den 10 Tagen auf dem Camino del Norte vor 2 Jahren hatte ich dieses
Problem auch schon. Liegt dieses Problem am Schuh oder hat es neurologische
Ursachen? Ich weiß es nicht, aber zufrieden bin ich mit dem Symptom nicht und
es trat neulich unabhängig von meinen Schuhen auf. Da das Gefühl nach einiger
Zeit wieder kam, der Fuß nur kribbelte oder sich so anfühlte, als ob er jeden
Moment einschliefe bin ich weiter gelaufen. Wirklich anstrengend war der steile
Anstieg vom Südhangweg nach Tecklenburg hinauf. Ich musste sehr langsam gehen
und zwischendurch tief durchatmen. Die Anstiege auf unebenem Untergrund laufen
sich momentan wirklich schwer und ich muss sehen, dass Koordination und
Kondition für solche Wege noch besser wären, denn unser Hügel ist im Vergleich
zu den Bergen in Asturien schon gewaltig.
Die Blicke in die Natur und die noch kahlen Bäume des Waldes
waren wunderschön. Die Sonne hat die Natur leuchten lassen und ich habe sie
genießen können.
Am Wegesrand blühten die Schneeglöckchen und auch einige wenige Krokusse haben sich den Weg durch das Laub des Waldes gesucht.
Am Wegesrand blühten die Schneeglöckchen und auch einige wenige Krokusse haben sich den Weg durch das Laub des Waldes gesucht.
In Tecklenburg bin ich vom Südhangweg auf den Hermannsweg
gewechselt um zu meinem in Brochterbeck geparkten Auto zurückzukommen. Auf den
wenigen Metern entlang der Straße sah ich auf einer Fensterbank vor dem Haus in
der Sonne zwei noch nicht ausgewachsene Katzen sitzen. Ich musste innerlich
lachen. Das Pärchen auf der Fensterbank sah aus wie mein Duo. Eine graue und
eine schwarze Katze, einträchtig nebeneinander die Sonne genießend – es hätten
meine beiden sein können. Der Hermannsweg war, typisch für Sonntagnachmittag,
voll wie auf einer Autobahn. Zu keinem Zeitpunkt war ich alleine auf dem Weg,
immer waren andere Spaziergänger in meinem Blickfeld – aber auch ich bin eine
von den Sonntagsnachmittag-Spaziergängern.
Während meines Rückweges zogen die ersten Wolken auf und ich musste an
etliche Wandertage auf meinen Caminos denken, an denen ich mir die Frage
stellte: „Erreiche ich trocken mein Ziel?“ Die Wolken wurden immer dunkler, die
Sonne war nicht mehr zu sehen, aber es hat geklappt. Nach ca. 10km war ich
trocken und gut zufrieden an meinem Auto zurück.
Ich bin froh, den schönen Tag so gut genutzt zu haben.
28. Februar 2014
In Sachen Jakobsweg bin ich momentan so entspannt, dass ich
es mir selbst kaum erklären kann.
Abgesehen vom Hinflug habe ich mich bislang um nichts
gekümmert, mache mir keine Gedanken um Etappen oder die Ausrüstung.
Warum auch? Meine Rucksackpackliste hat sich auf den letzten
2000km bewährt und eigentlich ist alles was ich benötige, vorhanden.
Wanderschuhe, Schlafsack, Regenponcho, Trekkingkleidung,
Lexikon, Reiseführer¸Rucksack… Okay, zwei Paar neue Wandersocken müssen noch
her, meine Kulturtasche mit kleinem Shampoo, Zahnpasta muss ich kurz vorher
noch aufrüsten, die Credencial habe ich noch nicht beantragt, aber das war es.
Gut ist auch, dass ich mich bislang um keinen Rückflug
gekümmert habe, denn der Urlaubsplan im Dienst hat sich noch einmal geändert
und daher muss ich etwas eher zurückkommen.
Was das gesundheitliche in Kombination mit dem Weg angeht
bin ich auch sehr locker.
Eigentlich möchte ich den Primitivo laufen, aber
letztendlich werde ich es kurzfristig entscheiden.
Gebucht ist der Flug nach
Bilbao und wenn ich mich in der letzten Zeit vor dem Flug nicht so fit gefühlt
habe, dann kann es sein, dass ich kurzfristig mit dem Bus nach Leon weiterfahre
und den Camino Francés wähle. Oder ich starte den Primitivo und wenn ich merke,
es ist zuviel für mich und er tut mir nicht gut, kann ich immer noch die Wege
wechseln.
Bei so einer entspannten Einstellung kann eigentlich nichts
schief gehen, es sei denn mir fällt ein Meteorit auf den Kopf oder sonstige
Katastrophen treten ein.
Es wird schon werden!