Die Geschichte meines Jakobsweges:
Camino Francés: (Pamplona – Santiago de Compostela): Mai 2008 --- geschrieben Oktober 2010

Via de la Plata (Sevilla – Salamanca): April/Mai 2010 --- geschrieben Dezember 2010

Via de la Plata (Salamanca – Santiago – Muxia): April/Mai 2011 --- geschrieben Mai/Juni 2011

Camino del Norte: (Hondarribia – Gurriezo): Juni 2012 --- geschrieben Juli 2012

Camino Primitivo (Oviedo - Santiago de Compostela): Mai 2014 --- geschrieben Mai bis September 2014

Camino Ingles 2017 Camino Portugues 2022

23. Dezember 2015

Und wieder ist ein Jahr fast vorbei.
Ich wünsche allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute, vor allem Gesundheit für das neue Jahr.

Nächstes Jahr im September fliege ich für nur eine kurze Woche nach Santiago um etwas Pilgerluft zu schnuppern. Es wird keine wirkliche Pilgerreise, aber es werden sicherlich ganz viele Erinnerungen und gute Gefühle hoch kommen.
Ursprünglich wollte ich mich alleine auf die Reise begebeben. Grund für den Kurztripp ist der runde Geburtstag einer Pilgerfreundin, die diesen in Muxia am Atlantik feiern will.
Nachdem ich einer Pilgerfreundin von meinem Plan erzählt habe, hat sie beschlossen mich zu begleiten. Auf einem Pilgertreffen in Koblenz erzählte sie anderen gemeinsamen Freunden von unserer Kurzreise und inzwischen sind wir zu fünft. Es wird sicherlich ein netter und lustiger Urlaub.
Ryanair bringt uns an einem Samstag von Frankfurt-Hahn direkt nach Santiago.
Sonntags gibt es einen Santiago-Genießer-Tag. Am Montag fahren wir entweder erst nach Finisterra oder Muxia. In beiden Städten wollen wir einfach die Seele baumeln lassen, den hoffentlich noch warmen September und den Atlantik genießen. Von Finisterra geht es in zwei Kurzetappen über nach Lires nach Muxia - oder das Ganze in umgekehrter Richtung. Dabei werden wir an einem Tag das Geburtstagskind besuchen und den Tag nett verbringen. Spätestens am Freitag geht es dann wieder nach Santiago und am Folgetag zurück in heimatliche Gefilde.
Ich freue mich auf Spanien, auf den Atlantik und meine Freunde und ich freue mich darauf etwas Pilgerluft zu schnuppern und die Wanderung. Lauftechnisch traue ich mir momentan keine 15km zu, aber was nicht ist kann noch werden und bei vorgebuchter Pension hat man Zeit an sein Ziel zu kommen und ggf. gibt es Bus und Taxi.
Es wird sicherlich eine tolle Woche!


Euch allen schöne Feiertage und einen guten Rutsch in das Jahr 2016!
Anne

November 2015

Lange habe ich nichts geschrieben.
Momentan plane ich für nächstes Jahr eine Woche nach Spanien zu fliegen.
Auch wenn ich es nicht schaffe weite Strecken zu laufen, zieht es mich "nach Hause". Obwohl ich in Spanien in der Fremde bin, habe ich mich auf meinen Jakobswegen immer "zu Hause" gefühlt. Egal was war, ich fühlte mich absolut sicher, geborgen und angenommen.


Vielleicht feiert eine Pilgerfreundin von mir nächstes Jahr ihren runden Geburtstag in Muxia - vielleicht. Noch ist es nicht klar. Aber morgen steht unsere Urlaubsplanung an und ich möchte diesen eventuellen Anlass zum Grund nehmen etwas Pilgerluft zu schnuppern.
Wenn ich den Urlaub bekomme, so wie ich es mir wünsche, fliege ich im September nach Santiago, dann werde ich mir ein bis zwei Tage Zeit nehmen und Santiago zu genießen, und mir die Stadt etwas genauer anzusehen. Danach geht es mit dem Bus zum Atlantik. 



Etwas Zeit in Muxia, dann Wanderung mit Zwischenstop in Lires nach Finisterra, zwei Tage Finisterra und wieder mit dem Bus zurück nach Santiago und Heimreise. Eventuell kommt ein Pilgerfreundin die diesen Abschnitt auch nicht kennt mit und vielleicht treffen wir zwischendurch unsere Pilgerfreunde auf einer Geburtstagsparty.


Es ist keine Pilgerwanderung, aber den Abschnitt zwischen Muxia und Finisterra kenne ich noch nicht. Es wird eher ein "Erholungs- und Genießerurlaub" mit einer Brise Pilgerluft.
Aber ich freue mich!


August 2015

Lange habe ich mich hier nicht gemeldet der Jakobsweg ist immer präsent, aber ich habe den Gedanken noch einmal einen Jakobsweg zu gehen etwas in die Ferne gerückt. Einerseits ruft der Weg momentan nicht sehr laut nach mir, andererseits ist der Wunsch mich ein weiteres Mal aufzumachen immer vorhanden.
Das Problem ist wahrscheinlich, dass ich mir eine lange Wanderung aus gesundheitlichen Gründen nicht vorstellen kann, dabei ist meine MS so stabil wie schon seit 10 Monaten nicht mehr. Und dennoch: die gesundheitlichen Einschränkungen sind vorhanden, das Laufen ist anstrengend und sobald ich von einer eben geteerten Straße auf einen Naturweg abbiege, geht das Geschwanke und Gestolpere los.
Ich weiß nicht, was im Punkto Camino noch auf mich zukommt, ob es noch einmal klappt, aber um so lieber treffe ich mich mit meinen Caminofreunden und erfreue mich über die gelaufenen Kilometer.
Anfang August haben wir mit unsern Caminomädels ein Wochenende in Aachen  verbracht und es war schön die lieben Freunde von überall zu treffen. Wir hatten ein wirklich schönes, entspanntes Wochenende und haben es uns gut gehen lassen, auch wenn die Wanderung im wörtlichen Sinn in´s Wasser gefallen ist und daher sehr kurz ausgefallen ist.
Sonntag habe ich eine lange Fahrradtour durch die Felder in der weiteren Umgebung gemacht und bin zufällig auf den neu ausgeschilderten Pilgerweg von Warendorf nach Telgte gestoßen. Mir kamen zwei Damen entgegen mit Wanderschuhen, Wanderbekleidung - aber nur kleinen Tagesrucksäcken ohne Muschel.
Ich konnte es nicht lassen und habe sie angesprochen und wie vermutet: zwei Pilgerinnen in Vorbereitung auf ihren Weg auf einer Trainingsrunde. Die Freude meinerseits war riesengroß und nach einem ganz kurzen Gespräch verabschiedete ich die Damen mit einem "Buen Camino".
Über spontane Treffen mit Pilgern freue ich mich immer sehr, andere wären wahrscheinlich gar nicht auf die Idee gekommen, die Wanderinnen anzusprechen.
Durch das Pilgern sind wirklich tolle Freundschaften entstanden und ich freue mich diese Menschen kennengelernt zu haben und das sie ein Teil meines Lebens geworden sind.
Nächstes Jahr steht der 50. Geburtstag einer Pilgerfreundin an und sie möchte diesen in Muxia feiern. Wir haben schon mit mehreren Mädels aus unserem Freundskreis beschlossen diesen Geburtstag gemeinsam in Spanien zu feiern und vielleicht verbinden wir eine kleine Wanderung auf dem Camino.
Eine andere Freundin aus diesem Kreis möchte, ebenso wie ich, den Camino Aragones laufen und vielleicht wird etwas aus unserem Plan - trotz aller Hindernisse. Wir möchten versuchen den Camino Aragones in kleinen Etappen zu laufen - ich bis Pamplona und Betty weiter, soweit sie in 3-4 Wochen Auszeit kommt.
Träume muss man haben und vielleicht werden sie Wirklichkeit.

24.08.2015
Neulich bin ich schon wieder ganz spontan vier Pilgern auf dem Weg durch Münster begegnet. Ich kann es nicht lassen: wenn mir Wanderer mit typischer Wanderkleidung und "großem" Rucksack begegnen und dann noch mit dem typischen Wanderführer für den westfälischen Jakobsweg in der Hand - ich muss sie ansprechen.
Die 2 Päärchen laufen immer wieder ein Teilstück und sind dieses Mal in Osnapbrück gestartet um bis Wuppertal zu laufen. 
Auch wenn die Gespräche nur kurz sind und mit einem "Buen Camino und guten Weg" enden, sie erfreuen mich jedes Mal.

Am Wochenende treffen wir uns wieder mit unseren Pilgerfreunden in Bocholt. Auch wenn das Forum nicht mehr sehr belebt ist - es sind tolle und wertvolle Freundschaften über die Forentreffen entstanden und viele von uns stehen regelmäßig in Kontakt. 
Ich freue mich auf unser Pilgerwochenende, das wahrscheinlich wie immer sehr, sehr anstrengend und schlafarm wird, aber das nehme ich gerne in Kauf.

30. August 2015


Ein wunderschönes Wochenende im Kreise meiner Pilgerfamilie liegt hinter mir.

So unsicher ich mir bei unserem 1. Forumstreffen vor 6 Jahren war und mir die Frage stellte: „Was machst du da? Du verkürzt deinen Urlaub um eigentlich fremde Menschen zu treffen?“  - so sicher weiß ich heute was ich tue: Ich treffe meine lieb gewonnenen Freunde – meine Pilgerfamilie.

Unser Treffen ist längst kein Treffen von fremden Pilgern mehr, es ist ein Treffen von guten Freunden, die sich vieles anvertrauen, bei denen man offen über sich und seine Probleme redet und vor allem: über die gelaufenen Wege. So unterschiedlich wie wir alle sind so verbindet uns unserer Weg.

Anfangs, bei unseren ersten Treffen,  standen die Erlebnisse auf dem oder einem der Jakobsweg im Vordergrund, und das gegenseitige Beschnuppern? Mit wem habe ich es hier zu tun und wie „ticken“ die anderen Forianer?

Viele brachten Fotobücher und Alben mit, Literatur und Flyer lagen haufenweise herum, ausgiebige Dia-Shows, gemeinsames Wandern und der gemeinsame Gottesdienst, schwärmen, erinnern und die Weitergabe von Informationen.

Auch heute ist der Jakobsweg noch unser Anlass uns zu treffen, aber er steht nicht immer im Vordergrund, er begleitet uns immer, aber ich empfinde es so, dass der Austausch unter uns Freunden im Mittelpunkt steht, immer in Verbundenheit mit dem Weg.

Bocholt dient der geistigen Erbauung, es ist wohltuend für die Seele, nicht aber erholsam.

Wenn man sich nur einmal im Jahr in dieser Gruppe sieht, dann ist die Zeit viel zu wertvoll um lange zu schlafen.

Einige neue Gesichter waren dabei, einige „kannte“ man schon lange durch das Lesen, andere kamen so hinzu, aber ich glaube, sie haben sich in unserer Runde wohl gefühlt.

Freitags ist es immer ein stürmisches Begrüßen und Umarmen bei jeder Ankunft, der Samstag läuft entspannt vor sich hin – jeder genießt die gemeinsame Zeit.

Die gemeinsame Wanderung mit der Andacht ging sehr unter die Haut, die Ehrlichkeit in den Fürbitten, verbunden mit Tränen der Verbundenheit zu seinen Pilgerfreunden, das Trösten, gemeinsame Aushalten und Schweigen um dann wieder zu lachen – es hat mich sehr berührt. Die abendliche Lesung aus den eigenen Tagebüchern mal etwas ganz Neues in unserer Runde.

Und am Sonntag nach dem Frühstück kommt es doch, zumindest bei mir und einigen Anderen, zu der einen oder anderen Träne. Ein Jahr bis zum nächsten Wiedersehen. Den einen oder anderen sieht man vielleicht privat, mit einigen telefoniert man und mit anderen hat man schriftlichen Kontakt und auch wenn man nicht im persönlichen Austausch steht, ist man einander gedanklich verbunden.

Es war ein wirklich schönes Wochenende, das mir sicher wieder Kraft für den Alltag und meinen persönlichen Weg geben wird. So schön wie es war, so schwer war es für mich, euch am Samstagmorgen ohne mich ziehen zu lassen. Mir selbst einzugestehen, dass nicht mehr alles so geht wie ich es möchte, dass die Krankheit nicht zu leugnen ist fällt mir in so einer Situation schwerer als im Alltag, aber die Freude über die gelaufenen Weg trägt und begleitet mich.

Gut, dass es euch alle gibt, ich möchte euch und „unseren“ Weg nicht missen und ich freue mich, euch nächstes Jahr, hoffentlich gesund und munter und vor allem glücklich, wieder zu sehen.



Alle, die dazu gehören, und die nicht dabei sein konnten, ihr seid in unseren Herzen dabei gewesen und wir haben immer an euch gedacht, so wie wir wussten, dass auch ihr gedanklich bei uns in Bocholt wart.



Danke, dass es euch alle gibt!

Anne

Mai 2015

Momentan sind viele von meinen Pilgerfreunden auf einem Jakobsweg unterwegs, oder sie starten in Kürze und sind mitten in den Vorbereitungen und gedanklich bereits unterwegs.
Es ist gut, dass ich der spontanen Schnapsidee mich im Mai auf den Weg zu machen nicht gefolgt bin. Ich wusste immer, wenn ich denn ehrlich zu mir bin, dass es momentan nicht geht, dass ich nicht weit gekommen wäre, so groß die Versuchung nach dem Austausch mit den Bocholter Pilgerfreunden vor einiger Zeit auch war.


Die Beine sind total schlapp, das Gangbild ist sehr auffällig und spätestens nach einer Stunde bin ich körperlich so erschöpft, dass ich nicht mehr weiterlaufen kann - oder wenn, dann ist jeder Schritt ein Schritt zuviel. Obwohl ich kürzlich einen Cortisonstoß hatte, habe ich nicht das Gefühl, dass sich viel verändert hat.


Und obwohl ein gewisses Maß an Trauer dabei ist, so schön ist es, meine Pilgerfreunde gedanklich auf den Weg zu begleiten. In der heutigen Zeit ist man per Whatsapp jederzeit verbunden, man bekommt Bilder von den Strecken zugesandt die man schon gelaufen ist, kann Tipps und Erfahrungen - wenn man denn möchte - austauschen. 


Bin ich auf dem Weg halte ich eine mir selbst auferlegte Internet- und Handyabstinenz ein - und ich fühle mich wohl dabei. Die Familie wird täglich kurz informiert, wo man ist, vielleicht mal ein Bild an die Familie um sie an der Schönheit teilhaben zu lassen, und dann wurde das Handy wieder ausgestellt und das ist für mich richtig und gut.


Und auch, wenn ich das Handy auf dem Weg nicht wirklich benutze, freue ich mich doch sehr, andere über diese Medien auf dem Weg verfolgen zu können, fiebere mit ihnen, verstehe die Anstrengungen und die Freuden über jede zurückgelegte Etappe. 
Mal sehen, wohin mein Weg mich auf welche Art und Weise noch führt...


P.S. Wenn ich die Natur nicht unterwegs auf dem Weg genießen kann, hole ich sie mir nach Hause und mache es mir daheim und auf meinem Balkon gemütlich!


P.P.S. Orchideen gedeihen meiner Meinung nach am Besten, wenn man sie in Ruhe lässt. Ich verstehe nicht, warum diese Pflanzen bei vielen nicht gedeihen, kaputt gehen, geschweige denn neue Blüten oder Ableger treiben. Und das ist das Gute daran, dass ich nicht auf dem Weg bin: Jedes Mal wenn ich wiederkomme wurden sie fast kaputt gepflegt - dass passiert so nicht!


April 2015



Blöde Schnapsidee! Wie konnte ich nur auf den Gedanken kommen evtl. in 6 Wochen auf den Camino Aragonés zu starten, die Pyrenäen zu überqueren?


Die Pilger-Infoveranstaltung in Bocholt hat sicher etliches dazu beigetragen, dass ich mir spontan Gedanken zu einem neuen Camino gemacht habe.

Der Wunsch mich noch einmal auf den Weg zu machen ist nach wie vor vorhanden, aber momentan ist es Utopie. Auch wenn ich momentan keinen neuen Krankheitsschub habe, fällt mir das Laufen unheimlich schwer, das linke Bein tut aufgrund der hohen Muskelspannung sowohl unter Belastung als auch in Ruhe weh. Solange ich auf einer asphaltierten Straße laufe, laufe ich zwar langsam und humpelnd, aber relativ koordiniert. 


Im „Gelände“ hingegen sieht das Gangbild ganz anders aus.

Gestern habe ich einen kleinen Spaziergang durch das vor unserer Haustür liegende Wäldchen gemacht. Die Sonne hat wunderschön geschienen und im Windschatten gewärmt, die Natur erwacht immer mehr aus ihrem Winterschlaf, aber die Wege waren aufgrund des vielen Regens der letzten Tage matschig, viele Äste lagen durch den Sturm auf dem Weg. 




Die Strecke war sicher nicht weiter als 3,5 – 4 Kilometer, aber das Laufen hat mich unheimlich geschlaucht. Bei uns ist alles so flach, wie es nur flach sein kann. Die „Geländewege“ sind einfach, flache Feld- und Waldwege, aber sie stellten eine kleine Herausforderung dar. Der Matsch hat mein Gleichgewicht gefordert und mehrfach bin ich ausgerutscht und beinahe gestürzt. Die Wurzeln, Steine und Äste unter meinen Füßen ließen das Gangbild spastisch-ataktisch aussehen. 



Wie will ich die Pyrenäen überqueren, wenn ich hier im flachen mit etwas Matsch und einigen „Unebenheiten“ schon ins Straucheln komme und die Beine nach einer Stunde spätestens sagen, dass sie nicht mehr können?

Es wäre verrückt, ich würde mein Ziel mit großer Wahrscheinlichkeit nicht erreichen und mich gleichzeitig in Gefahr bringen. 


Und dennoch: den Camino Primitivo habe ich mir auch nicht zugetraut (aber die Ausgangslage war besser) – und plötzlich stand ich vor der Kathedrale in Santiago de Compostela!


Allen meinen Lesern wünsche ich ein frohes Osterfest! 




7. April 2015
100000 Mal wurde mein Blog aufgerufen!!!
Ein Dank an alle Leser, dass ihr meinen Einträgen folgt und Danke für eure lieben Grüße und Komplimente zu meinem Blog, sei es als Kommentar, Mail, Forenbeitrag oder per Telefon.
Einige Aufmerksame Leser haben durch das Lesen der Beiträge, das Studieren der Fotos, Lesen in Foren und Büchern alle Daten zusammengetragen und mich ausfindig gemacht. Ich habe mich über diese spontanen Anrufe und persönlichen Fragen zum Weg sehr gefreut - auch wenn ich sehr überrascht war!

Anne


...mal wieder ruft Jakobus

März 2015

Lange habe ich nichts geschrieben - aber meine Wege kann ich nicht vergessen.
Seit fast 1,5 Wochen höre ich Jakobus ganz laut nach mir rufen. Aber ist es vernünftig dem Ruf zu folgen? Wie kam es, dass der Weg nach mir ruft und ich mir Gedanken mache mich wieder auf den Weg zu machen?

Vor einiger Zeit fragten mich Freunde vom Bocholter Pilgerstammtisch (zu dem ich nicht gehöre, da zu weit und nicht möglich ohne Auto) ob ich zu ihrem 5jährigen bestehen bei ihrer Pilger-Info-Jakobsweg-Veranstaltung teilnehmen könnte. Ganz spontan und freudig habe ich zugesagt. 
Vor 10 Tagen bin ich früh morgens nach Bocholt aufgebrochen, was mit dem Zug eine kleine Weltreise darstellt (nicht alle Züge fahren pünktlich, Anschlusszäge können ein Problem ergeben). Kurz vor Beginn der Veranstaltung erreichte ich den Zielort und wurde am Bahnhof von einer Pilgerfreundin abgeholt. Wir fuhren direkt zum Gemeindezentrum der Liebfrauen-Kirche und ich baute meinen Infostand zum Thema Via de la Plata auf. Zu allen bekannten Wegen gab es Stellwände mit Fotos des jeweiligen Weges, zu jedem Weg liefen Bildbeiträge an jedem Stand, es gab Infomaterialien, Tische mit Literatur zum Thema, Tische mit den wichtigsten Rucksackinhalten, verschiedene Rucksackmodelle, eine gute Küche, Lesungen, Workshops und es gab uns: uns Pilger. 
Die Veranstaltung ging über zwei Tage und wurde gut von Interessierten angenommen. Wir erfahrenen, chronisch infizierten Pilger standen mit Rat und Tat zur Seite, informierten und wenn gerade Zeit war, dann schwärmten wir von unseren Wegen. 
Es waren zwei schöne Tag in denen es mir und meinen Pilgerfreunden einfach nur gut ging. Man redet mit Gleichgesinnten vom Weg und plötzlich ist man wieder unterwegs.
Auch jetzt, 10 Tage nach der Veranstaltung, schweben meine Gedanken ständig in Spanien - genauer gesagt irgendwo zwischen Oloron St. Marie und Puente la Reina. Der Camino Aragonés ruft ganz laut nach mir und seit gestern rufe ich immer mal wieder die Seiten der Fluglinien auf und ich habe schon einige, gar nicht teure, Flüge ausfindig gemacht.
Stellt sich nur die Frage: soll ich mich wirklich auf den Weg machen? Ich traue mir den Weg nicht wirklich zu, aber das "Problem" hatte ich letztes Jahre genau so. Und auch wenn ich mir den Weg nicht zugetraut habe, ich habe es geschafft.
Ich werde die nächsten Tage noch einmal ausgiebig in mich gehen, mir Gedanken machen, Flugpläne und Kosten studieren. 
Eigentlich fühlen sich meine Beine schlapp an, wenn ich einmal vom einen Ende der Stadt zum anderen laufe. Meine Infusionstherapie käme aus ihrem Zeitplan, meine Katzen müssten in eine Pension, und, und, und...
Alles Gründe es nicht zu machen, aber es wäre so verlockend die zwei Wochen Urlaub zu nutzen für das was ich gerne mache. 
Warum war ich nur in Bocholt??????? Ich wusste, das mein chronifiziertes Camino-Virus sich dort reaktivieren könnte. 
Aber es war einfach nur schön euch alle getroffen zu haben!!! Ich bin so froh, diese liebe "Pilgerfamilie" kennengelernt zu haben und die Freundschaften seit Jahren genießen zu dürfen.


Zusammenfassung aller Wege


21. Oktober 2014
Meine Wege haben mir mindetens so viel Kraft und Energie gegeben, wie sie mich bei der Wanderung - bei gleichzeitig absoluter Gelasseheit und  Entspannung, gekostet haben.
Ich bin so froh, meine Wege gegangen zu sein!
Der Schub der im Mai direkt nach meiner Ankunft in Santiago begann hat einige Symtome hinterlassen, aber Vorwürfe habe ich mir nie gemacht, ob es anders gekommen wäre - wäre ich nicht gegangen. 
Gerade habe ich es geschafft meinen Blog auf einen aktuellen Stand zu bringen, habe mich mit dem Gedanken auseinandergesetzt, dass ich mich irgendwann wieder auf den Weg machen werde (es geht auch spontan), immer in Abhängigkeit und mit Blick auf meine Gesundheit - und schon wieder ist der nächste Schub da.
Ich lasse mich nicht unterkriegen. Ich kämpfe weiter gegen die blöde Diagnose und Durchhaltevermögen, "Kämpfen" und "Gewinnen" habe ich auf meinen Reisen gelernt.



Ebenso dass auch Umwege zum Ziel führen und dass man nur siegen kann, wenn man kämpft. 
Meine Caminos hätten mir kein besserer Lehrmeister sein können. Nie habe ich mich so getragen und beschützt gefühlt, ich war mir immer absolut sicher, dass da irgendwer ist, der über mich wacht, der da ist, auch wenn ich niemandem begegnet bin.
Nach wie vor, und auch wenn ich das Buch von Hape Kerkeling erstmals nach meinem ersten Weg gelesen habe, sein Schlusswort gefällt mir nach wie vor gut. Genauso habe ich es empfunden.

Und wenn ich meinen Weg Revue passieren lasse: 
Gott mich auf dem Weg andauernd in die Luft geworfen 
und wieder aufgefangen. 
Wir sind uns jeden Tag begegnet.
(Hape Kerkeling)
 

Ich möchte allen den Mut machen, nicht nur das Leben zu träumen, sondern die Träume in die Tat umzusetzen - egal ob es um das Thema Pilgern geht oder ein anderes Thema. 


Auch wenn ich es schon oft geschrieben habe: Jeder Schritt war es wert gegangen zu werden!!!